Tyranus Blog

Onlinezwang? Nur Valve kann das

08. März 2013 | 4 Minuten zu lesen

Die Firma Valve hat mit dem Spiel Half-Life 2 im Jahr 2005 für Empörung unter den Computerspielern gesorgt. Erstmals war die Registrierung auf ihrer Spieleplattform Steam Pflicht und der Spieler musste mindestens einmal online gewesen sein, damit er Half-Life 2 spielen konnte. Inzwischen gibt es Steam nicht nur für den PC. Auch für den Mac und gerade neu für Linux ist die Plattform erschienen. Über den Onlinezwang regen sich heute die wenigsten noch auf. Allemal darüber, dass sie ihre einmal erworbenen Spiele nicht mehr weiterverkaufen können, denn das Spiel ist für immer an den Account gebunden.

Inoffiziell kann man natürlich für jedes gekaufte Spiel einen eigenen Account erstellen und den ganzen Account weiterverkaufen. Aber angesichts ständig erfolgender Tiefpreisangebote für relativ neue Spiele für unter 10 Euro, lassen die meisten das aus Bequemlichkeit bleiben. Ist es doch so einfach, sich ein Spiel im Shop zu klicken, um bereits wenige Minuten später zu spielen.

Steam hat sich sich zu einem Monopolisten entwickelt, der nicht nur die Produkte der eigenen Firma vertreibt, sondern auch Spiele anderer Firmen. Insbesondere auch Independent Spiele von Einzelpersonen, die ihre Spiele als DVD und Pappschachtel niemals produzieren könnten. Natürlich gibt es auch andere Online-Plattformen, gerade für die Indie-Spiele. Aber die meisten großen Publisher vertreiben ihre Spiele neben dem immer noch existierenden "DVD-in-Pappschachtel"-Verkauf über Steam.

Firmen wie Electronic Arts sehen hier natürlich ein Potential, ihre Produkte über eine eigene Online-Plattform zu vertreiben. Für den Kunden gibt es dabei Vor- und Nachteile. Zum einen, ist die Aufweichung von Monopolstellungen immer positiv, zum anderen läuft es darauf hinaus, dass der Spieler sich bei einem Zoo von Online-Plattformen registrieren und für jede Plattform einen eigenen Client laufen haben muss. Electronic Arts versucht ihre Online-Plattform Origin dadurch zu pushen, indem sie ihre Spiele seit einiger Zeit exklusiv nur für Origin anbieten. Auch hier gab es zuerst große Empörung unter der Kundschaft. Inzwischen nutzen viele neben Steam aber eben auch Origin - weil es nicht anders geht.

Aber geht es denn mit Origin? Nicht wirklich. Electronic Arts aktuelles Sim City Disaster zeigt, dass sie nicht in der Lage sind, ihren Kunden einen Wert für das erhaltene Geld zu bieten. Sim City, ein Spiel bei dem es um den Aufbau einer Stadt inklusive Städteplanung und Wirtschaftssimulation geht, ist seit je her eines: Ein Einzelspieler-Spiel. Genau so werden es auch 90% der Kunden nutzen, die dieses Spiel kaufen. Was aber macht Electronic Arts? Sie definieren das Spiel zu einem Multiplayer-Spiel um, damit sie ihren Online-Zwang und den damit verbundenen Kopierschutz rechtfertigen können. Das alles ist nichts neues. Der Publisher Ubisoft hat das bereits mit Titeln wie Assassins Creed II genauso gemacht.

Bezeichnend ist, dass diese Mega-Firmen dabei wieder und wieder total versagen. Sie sind von Release zu Release immer wieder vollkommen überrascht, dass ihre Kunden, die soeben gekauften Spiele auch spielen wollen. Sei es bei Ubisofts Assassins Creed II oder bei Electronic Arts Sim City. Direkt zum Verkaufsstart brechen ihre Spieleserver zusammen und die Kunden sind nicht in der Lage, ihr soeben erworbenes Produkt zu nutzen. Peinlich, peinlich - besonders, wenn es sich um Spiele handelt, die auch ohne Internetzugang spielbar wären. Würde da nicht dieser Onlinezwang wegen des Kopierschutzes sein.

amazon.com Sim City Bewertung: 08.03.2012 12 Uhr 06 amazon sim city 2012-03-08 1206

Amazon hatte gestern sogar zeitweise den Verkauf von Sim City ausgesetzt. Inzwischen lässt es sich wieder kaufen, aber die Anzahl der 1-Sterne Bewertungen ist bezeichnend für den Frust der Kunden.

Warum sind Megakonzerne wie Electronic Arts und Ubisoft nicht in der Lage, die Online-Gängelung des Kunden wenigstens dadurch auszugleichen, dass er ihre verkauften Produkte dann auch nutzen kann? Und warum fallen ihre Kunden jedes mal wieder darauf herein?

Inzwischen gibt es Patches, die Funktionalität aus dem Produkt nehmen, damit es spielbar ist! Unfassbar - Funktionalität die der Kunde gekauft hat. Vielleicht wäre es sinnvoll, das Disaster dahingehend zu beenden, Funktionalität aus dem Produkt zu nehmen, die der Kunde kaufen musste, ohne sie zu wollen: Den Online-Kopierschutz!

Jemand hat mir eben eine Idee für den ersten Sim City DLC für 9,99 verraten: Höhere Priorität auf der Warteliste des Server. - Gute Idee. Da denkt Electronic Arts sicher auch schon drüber nach.

Eine Rückgabe des über Origin gekauften Produkts sieht Electronic Arts wie die anderen Online-Plattformen auch natürlich nicht vor. Ist das in Europa überhaupt rechtens? Mich hat das ganze darin bestätigt, von Origin auch weiterhin die Finger zu lassen. Andere Firmen haben auch schöne Spiele. Übrigens habe ich bei Kickstarter das Spiel CiViTAS unterstützt. Ob das je etwas wird ist fraglich. Ein aktuelles Bedürfnis nach einer Städtebausimulation hatte ich auch nicht. Aber er erschien mir aufgrund des aktuellen Sim City Disasters gerecht.

Die ganze ständig wiederkehrende Situation ist einfach nur lächerlich und für so eine Riesen-Bude wie sie Electronic Arts sein will megapeinlich. Aber sie sind da ja nicht alleine, denn Onlinezwang? Nur Valve kann das.

Update: Was ich gestern schon schrieb, schreibt jetzt auch Chip-Online (allerdings schreiben sie Desaster richtig). Sie nennen Sim City schon jetzt die Frechheit des Jahres.

Weitere Quellen: