Tyranus Blog

Windows 8 auf dem PC

18. Dezember 2012 | 8 Minuten zu lesen

win8

Weil ich im Vorfeld so viel gutes und auch schlechtes über Windows 8 auf dem PC gehört habe, habe ich direkt mit 30 Euro zugeschlagen, mein Windows 7 Ultimate auf Windows 8 Pro erhöht und begonnen Erfahrungen zu sammeln. Meine Erfahrungen aus ca. 5 Wochen möchte ich hier kurz vorstellen.

Installation und Verhalten

Der Download von Windows 8 hat sehr lange gedauert. Die Downloadrate war total mies. Obwohl ich das ganze nicht sofort, sondern erst so um den 1. November gezogen habe hat der fast einen Tag runtergeladen. Hier wäre eine P2P-Lösung sicher schneller gewesen. Vielleicht war es aber auch nur ein temporäres Problem, da die Microsoft-Servern eigentlich eher für schnellen Download bekannt sind. Für die Installation selbst, habe ich das ganze auf einen USB-Stick geworfen und der Setup-Assistent hat mein Windows 7 ziemlich schnell auf Windows 8 aktualisiert. Meine Daten im Profil blieben dabei erhalten. Das Verhalten im Desktop war hinterher genau so wie zuvor. Windows 8 startet nochmal schneller als Windows 7. Ich sehe nur ganz kurz das Windows-Logo aufblinken und dann ist der Login-Screen schon da. Ich habe mein Windows-Konto mit dem Store-Account verknüpft, und könnte damit nun so ein paar Cloud-Dienste nutzen. Zumindest weiß Microsoft jetzt wohl mal immer, wann ich mich so anmelde. Nach dem Anmdelden befindet man sich per Default erstmal in der neuen (ex)Metro-Oberfläche. Dazu später mehr. Hier nur soviel: Nach etwa zwei Wochen hat keine der Apps dort mehr gestartet. Zu dem Problem habe ich viele Einträge in Google und viele Lösungen gefunden. Die meisten bezogen sich allerdings auf Alpha-Versionen früh in 2012. Letztendlich hat es nur geholfen, Windows 8 komplett neu zu installieren. Ein großer Pluspunkt ist die Grafikgeschwindigkeit beim Wechsel zwischen Screens. Egal ob zwischen Desktop und (ex)Metro-Oberfläche oder zwischen Spielen und Desktop. Man hat hier nicht mehr den selbst in Windows 7 noch oft erkennbaren Wechsel über einen schwarzen Bildschirm. Es kommt einem sehr flüssig vor. Eben so wie es sein sollte, wenn es keinen Unterschied zwischen Desktop, (ex)Metro und Spiel im Grafikmodus gibt. So viel zum allgemeinen Verhalten.

Die (ex)Metro-Oberfläche

Über diese neue und gut aussehende Oberfläche startet man Apps. Apps kann man im Microsoft Store laden. Natürlich gibt es hier momentan noch nicht so viele. Das war bei keinem anderen Hersteller am Anfang anders. Man findet momentan jede Menge unnützes Zeug von Verlagen, ein paar Unternehmen und auch schon vereinzelt richtige Software mit der man etwas machen kann. Man sieht auch alle seine anderen Programmicons in der (ex)Metro Oberfläche und kann sie von hier aus starten. Die Ansicht wechselt dann natürlich sofort auf den Desktop. Der Programmstart allgemein und ein bisschen an Windows-Konfiguration findet außerdem in dieser Anzeige statt.

Was macht man mit der (ex)Metro-Oberfläche

Genau. Nichts. Sie sieht aber gut aus. Man kann hier etwa einen ganz schicken Mail-Client einrichten, der aber ohne jegliche Fehlermeldung einfach nicht funktioniert, falls der eingetragene Mailserver ein selbst zertifiziertes SSL-Zertifikat verwendet. Man kann auch den Kalender verwenden, in dem man z.B. seine Google-Kalender eintragen kann. Kurzum. Was minimale Infrastruktur angeht, so hat man diese in der (ex)Metro-Oberfläche relativ schnell eingerichtet. Die einzelnen Tiles zeigen einem auch immer aktuelle Infos, wie z.B. Termine oder die letzten Mails). Man kann kann sich eine Wikipedia-App installieren und Artikel durchstöbern. Man kann sich Spiegel online ansehen und etwas Social Networking betreiben. Produktiv kann man hier aber nicht wirklich etwas tun. Das meiste ist rumgeklicke und lesen von Texten die auf einem 16:9 Bildschirm, da das ganze natürlich immer im Vollbild stattfindet, viel zu breit dargestellt werden und den Lesefluss hindern. Letztendlich gibt es momentan für (ex)Metro genau die Programme, die die meisten Benutzer NIE im Vollbild betreiben würden, weil sie wie ein ein Twitter-Stream nebenher vorbeirauschen oder ein Email-Programm mal kurz geöffnet und dann wieder in den Hintergrund geschickt wird.

Der Desktop

Wie Desktop? Windows 8 ist doch ohne Windows - wozu also einen Desktop? Ja so ist es, zumindest bis zu der Stelle, an der man das Bedürfnis hat, mit seinem Rechner so richtig was arbeiten zu müssen. Also eigentlich so 20 Sekunden nach dem Anmelden. Sobald man seine Mails und den Kalender gecheckt hat. Denn nun wechselt man eigentlich immer auf den guten alten Desktop. Und bis zu dem Tag, an dem es ein Office im (ex)Metro-Modus gibt wird das auch so bleiben. Und nein: Office 360 lasse ich nicht gelten. Der Desktop-Modus ist vertraut. Er sieht im Gegensatz zu Windows 7 und Vista sehr eckig, flach und simpel aus. Microsoft hat versucht, das Layout der (ex)Metro Oberfläche ein bisschen auf den Desktop zu übertragen. Das ist nicht gelungen, aber es sicht auch nicht schlecht aus. Mir persönlich gefällt der Windows 7 Look auch nach mehreren Wochen noch besser. Irgendwie sieht bei Windows 8 immer alles aus, als wäre es gerade im Hintergrund.

Desktop: Startmenü

Aber Moment irgend etwas fehlt da doch. Oh ja dieser Button links unten auf dem früher Start stand und den man betätigen musste um - nun ja - Windows zu beenden. Der ist nicht mehr da. Meine Meindung: Das wurde auch langsam Zeit. Ich habe seit es sie mit Windows 95 gibt noch nie die durch-mehrere-Hierarchieebenen-navigier-Programmstart-Orgie verwendet. Mich wundert nur, dass sich das so lange gehalten hat. Spätestens seit Windows 7 starte ich Programme wieder über die gute alte Tastatur. Ein Klick auf die Windows-Taste, ein paar Anfangsbuchstaben eingegeben und der Starter hat das korrekte Programm herausgefiltert. Das passiert jetzt immer noch. Mit folgenden Unterschieden: Windows-Taste sucht nur nach Programmen, nicht mehr wir früher direkt auch nach Einstellungen. Dazu drückt man jetzt WIndows+W. Windows+X öffnet eine Art Kontextmenü mit dem man die Konsole im Admin-Modus etc. starten kann.

Und es klappt sich beim Betätitgen der Windows-Taste nun natürlich nicht mehr das Startmenü aus, sondern der ganze Bildschirm wechselt im Vollbild in den (ex)Metro-Modus. Das ist erst einmal ungewohnt. Da das alles sich aber so schön schnell anfühlt, ist der Wechsel zwischen den Welten hier nicht so schlimm. Außerdem sind die gefilterten Programme schön groß dargestellt und man kann direkt tippen um die Programmnamen zu vervollständigen und damit die Liste einzuschränken.

Sonstige Neuerungen auf dem Desktop

Welche Neuerungen gibt es eigentlich im Desktop-Bereich? Naja zum einen sieht man im Explorer nun ein Ribbon, das den Misstand, den Microsoft mit Office 2007 eingeführt hat, konsequent nun auch nach 5 Jahren in ein weiteres Programm: Den Explorer überführt. Leute, ist euch schon aufgefallen, dass wir zunehmend Breitbild-Monitore nutzen (manche haben sogar schon welche auf der Arbeit). Es macht hier total gar keinen Sinn wertvollen vertikalen Platz mit so einem breiten Ribbon zu verschwenden.

Nun gut zurück zu den Neuerungen im Desktop. Die andere Neuerung, die sofort auffällt ist der Dialog während Dateien kopiert werden. Hier hat Microsoft ein weiteres Konzept weiterentwickelt. Kopieren von mehr als einer Datei gleichzeitig. Sie sind gerade wirklich dabei, dieses Konzept zu beherrschen. War es noch in Windows XP nur möglich eine Datei zuverlässig zu kopieren, konnten in Windows Vista viele Dateien zuverlässig übertragen werden.

Einschub:
Wer jetzt mit dem Kopf schüttelt und lacht, der soll mal ein 20 GB Dokumente und Einstellungen-Verzeichnis per Drag'n'Drop irgendwo hinkopieren, 2 Stunden warten und sich dann freuen, wenn der ganze Vorgang wegen einer nicht kopierbaren Datei einfach in einem undefinierbaren Zustand abbricht.
Einschub Ende:

Ok zurück. Ich wollte den Kopier-Dialog ja eigentlich loben. Der Kopier-Dialog fasst nun mehrere Kopierdialoge in einem Dialog zusammen, was ziemlich praktisch ist, wenn man von mehreren Quellen zu einem Ziel kopiert, denn man hat nur noch einen Dialog und nicht mehr viele. Außerdem lässt sich der Dialog erweitern, und zeigt dann einen Graphen über die Kopiergeschwindigkeit an.

Der Task-Manager hat auch einen neun Style bekommen und man hat nun noch ein neues Tab Apps, in dem nur der Zustand der (ex)Metro-Apps angezeigt wird.

Da es ja kein Startmenü mehr gibt, wie beendet man Windows nun eigentlich? Es gibt jetzt die drei Ecken (nicht die drei Muscheln). Bewegt man die Maus in die untere linke Ecke, so lässt sich der (ex)Metro-Modus öffnen. Bewegt man die Maus in die untere oder obere rechte Ecke, so lässt sich ein Overlay-Menü öffnen, das unter anderem Einstellungen enthält. Über die Einstellungen kann man Windows dann auch beenden. Bewegt man die Maus in die obere linke Ecke, kann man direkt auf zuletzt geöffnete Apps im (ex)Metro-Modus schalten.

Der Desktop wirkt alt

Hat man einmal die (ex)Metro-Oberfläche gesehen, will man eigentlich garnicht mehr zum Desktop wechseln. Der Desktop wirkt dagegen irgendwie altbacken und aufgesetzt. Aber man muss ja dauernd da hin wechseln. Umgekehrt ist es noch schlimmer. Folgendes fiel mir erst nach der Neuinstallation auf, da dann die Programm-Endungen wieder auf eine Standard-Applikation gesetzt waren. Sehr viele Dateiarten werden standardmäßig mit einer App in der (ex)Metro-Oberfläche geöffnet. Klickt man im Explorer auf ein Bild, einen Film, eine PDF-Datei, öffnet sich das alles im Vollbild in einer (ex)Metro-App. Und da ist er wieder der Bruch zwischen den zwei Welten. Was will ich mit einem PDF im Vollbild in (ex)Metro, wenn ich nebenbei Teile daraus in ein Word-Dokument übertragen will? Der Bruch ist in diese Richtung also noch viel schlimmer.

Fazit

Ich stelle es mir so vor: Die neue (ex)Metro-Oberfläche sollte die große Innovation sein, bis der Office-Chef bei der internen Vorstellung die Hand hob und sagte: Wie mach ich jetzt eigentlich Office? Und einem langen Schweigen im Saal und betroffener Ratlosigkeit folgte die Antwort: Naja dann bauen wir halt den alten Desktop auch wieder ein. Genau so fühlt sich das ganze an. Eine neue innovative Oberfläche, die zu nichts zu gebrauchen ist, sobald man ernsthaft darüber nachdenkt, mit seinem PC zu arbeiten trifft den bekannten Desktop, der jetzt irgendwie angeflanscht, altbacken und falsch wirkt.

Ansonsten ernüchternd. Beenden geht nun nicht mehr über Start, sondern über Einstellungen.